Da ist er. Der Staatsschauspieler(!) Bruscon. Mit seiner Komödie »Das Rad der Geschichte«, die die gesamte Weltliteratur in sich vereint. In Utzbach. Spielort ist der Tanzsaal im Gasthaus »Schwarzer Hirsch«. Ein Unort.
Insgesamt ist die 280-Seelen-Gemeinde auf den bevorstehenden Welterfolg nur äußerst ungenügend vorbereitet. Der Bühnenboden droht durchzubrechen, die Luft ist zu schwül, die Feuerwehr wird wahrscheinlich nicht in der Lage sein, das Notlicht auszuschalten, selbst »in der Frittatensuppe feiert die Provinz ihre Triumphe«. Außerdem ist Blutwursttag. Da kommt sowieso niemand. Sagt die Wirtin.
In endlosen Tiraden, die letztlich nur seine eigene Unsicherheit, Einsamkeit und Liebesbedürftigkeit zum Ausdruck bringen, nähert sich Bruscon unaufhaltsam dem Vorstellungsbeginn. Wider Erwarten füllt sich der Saal, die Hoffnung, doch gehört und angebetet zu werden, bahnt sich ihren Weg.
Thomas Bernhards bekanntestes Stück, ein Klassiker des 20. Jahrhunderts, ist eine komödiantische Liebeserklärung an das Theater. In seiner unnachahmlichen sprachlichen Meisterschaft gelingt es ihm, die ganze Faszination, die das Theater mit all seinen Widersprüchen und Verzauberungen mit sich bringt, deutlich werden zu lassen.